Familienforschung in Finnland


Das finnische Staatswappen.
Die älteste Abbildung des Wappens findet man auf dem Grabmal von Gustav Vasa im Dom zu Uppsala
Finlands vapen
Das Wappen der Stadt Helsinki.
Die Stadt wurde 1550 gegründet und wurde 1812 Hauptstadt im Großfürstentum Finnland sowie später in der Republik Finnland.

Inhalt:

1.Wie fängt man an?      6.Werde Mitglied in einem finnischen Verein!
2.Was verstehen wir unter Finnland? 7.Bibliotheken und Literatur
3.Die Sprache 8.Webseiten finnischer Forscher
4.Die Kirchenbücher 9.Forschungshilfen
5.In finnischen Archiven suchen   

1. Wie fängt man an?

Zuerst mußt Du alle Fakten über Deine finnischen Ahnen in Deiner eigenen Umgebung erforschen; erst danach solltest Du Kontakt mit finnischen Vereinen oder Archiven aufnehmen. Es ist viel mühsamer, zeitaufwendiger und teurer, die Daten in Finnland zu erforschen als zu Hause. Das gilt sowohl für Hintergrundsinformationen wie auch für Literaturquellen. Diese Empfehlung sollte im eigenen Interesse befolgt werden.

2. Was verstehen wir unter Finnland?

Finnland (früher auch Die Gebiete im Osten) war seit dem Mittelalter ein integrierter Teil Schwedens und die Bevölkerung hatte die gleichen Rechte und Pflichten wie die Bevölkerung westlich des Bottnischen Meerbusens und der Ostsee. Aufgrund der geographischen Lage war Finnland eine Art Pufferzone zwischen dem zentralen Schweden und dem heranwachsenden Rußland. Sowohl vor wie auch nach dem Frieden zu Teusina 1595 wurden mehrere Kriege mit Rußland ausgetragen. Diese hörten mit dem Frieden zu Stolbova 1617 auf und Finnland war bis zum Anfang des 18. Jahrnhunderts kein Kriegsschauplatz. Es wurde jedoch in anderer Hinsicht heimgesucht. Mißernten und schwere Hungersnöte verringerten um 1690 die Bevölkerung um ein Drittel.

Landkarte über Finnland Finnland war keine eigene Verwaltungseinheit sondern bestand aus einer Anzahl von Regierungsbezirken im östlichen Teil des schwedischen Reiches. Die Verwaltung wurde zentral in Stockholm geführt. Åbo (Turku) und Wiborg waren die wichtigsten Städte im östlichen Teil des Reiches. 1640 wurde Åbos (Turkus) Akademie gegründet - die älteste Universität Finnlands.

Während des großen nordischen Krieges wurde Finnland 1713 von russischen Truppen besetzt ("Der große Unfrieden") und viele Menschen, vor allem Beamte und Pfarrer, flohen in den Westen. Nach dem Frieden zu Nystad 1721 wurde die Verteidigungslage durch Landabtretungen erschwert. Wiborg und der größte Teil von Karelien fielen an Rußland und die neue kaiserliche Hauptstadt Rußlands, Sankt Petersburg, wurde an der Mündung der Neva unmittelbar neben den Resten der alten, schwedischen Stadt Nyen gegründet.

Der schwedische Revanchekrieg 1741-43 gegen Rußland führte zu einer neuen militärischen Besetzung durch Rußland ("Der kleine Unfrieden"). Beim Friedensschluß mußten weitere Gebiete an Rußland abgetreten werden.

"Der finnische Krieg" begann damit, daß Russland in Absprache mit Napoleon 1808 Schweden anfiel. Russische Truppen besetzten nicht nur Finnland, sondern Gefechte kamen auch an der schwedischen Küste des Bottnischen Meerbusens bis nach Umeå und im nördlichen Uppland vor. Der Frieden zu Fredrikshamn 1809 führte mit sich, daß Finnland und Åland Rußland zugesprochen wurden. Die neue Grenze verlief am Torne Älv, wobei auch ein Teil von Västerbotten an Rußland fiel.

Schon vor dem Friedensvertrag hatte Zar Alexander I einen Landtag nach Borgå einberufen. Dieser beschloß, daß das Großfürstentum Finnland ein umfangreiches Selbstbestimmungsrecht über seine inneren Angelegenheiten erhalten sollte. Der Zar machte nur die Änderungen, die aufgrund der neuen Situation notwendig waren. Er stellte die Religion, die Grundgesetze und die Privilegien des Adels fest. Da die Gesetze im großen ganzen unverändert blieben, galt das schwedische Recht von 1734 und die Verfassung von Gustav III (einschließlich dem Vereinigungsrecht und Sicherheitsakt von 1789) weiterhin in Finnland, auch als diese in Schweden durch neuere Gesetzgebung aufgehoben wurden. Die offizielle Sprache verblieb Schwedisch.

Die Gebiete von Karelien, die 1721 und 1743 an Rußland abgetreten wurden, wurden 1812 wieder mit dem Großfürstentum Finnland vereinigt. Der kaiserliche Senat (bis 1816 Kaiserlicher Kronrat) war die höchste beschließende Instanz des Großfürstentums. Er war in zwei Zuständigkeitsbereiche aufgeteilt: dem Finanzressort, welches in Expeditionen aufgeteilt war, und dem Justizressort, welches das höchste Gericht des Fürstentums war. Der Vorsitzende des Senates war der Generalgouveneur, welcher der höchste Vertreter des Zaren in Finnland war. Der Generalgouveneur war russischer Staatsbürger und Oberbefehlshaber der russischen Truppen, die in Finnland stationiert waren.

Im Folgenden organisierte man eine eigene Verwaltung für Finnland mit zentralen Behörden. Danach funktionierte das Großfürstentum wie ein eigener Staat mit Ausnahme der Außenpolitik und der Verteidigung, über welche Sankt Petersburg verfügte. Um sich dem schwedischen Einfluß zu entziehen, verlegte man die Zentralverwaltung von Åbo (Turku) nach Helsingfors (Helsinki), welches als neue Hauptstadt ausgebaut wurde. Lediglich der Sitz des Erzbischoffes verblieb in Åbo (Turku).

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts (1833-1849) wurde die Grenze in Nordfinnland korrigiert.

Man war in Finnland darauf bedacht, dem Zaren seine Loyalität zu beweisen, um Strafexpeditionen zu vermeiden, welchen andere Teile des russischen Reiches ausgesetzt waren. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts kam es jedoch zu zahlreichen Konflikten und der herrschende Zar begann 1899 die finnische Autonomie zu begrenzen. Der Widerstand gegen die Russifizierung war vor allem passiv. Jedoch wurde der russische Generalgouverneur Bobrikov 1904 ermordet.

Nach der russischen Revolution 1917 erhielt Finnland wieder seine ursprüngliche Autonomie. Der Landtag erklärte am 6. Dezember 1917 Finnland für unabhängig. Am 28. Januar im darauf folgenden Jahr begann der Freiheitskrieg (Bürgerkrieg), als das Schutzkorps (die Regierungstruppen) unter Führung von General Gustaf Mannerheim versuchte, die russischen Truppen, die noch in Österbotten stationiert waren, zu entwaffnen. In der gleichen Nacht ergriff die Rote Garde die Macht in Helsingfors (Helsinki) und riefen ein Volkskommissariat aus. Mitte Mai war der Aufruhr der Roten niedergeschlagen. Im Frieden zu Dorpat 1920 erhielt Finnland das Gebiet um Petsamo am nördlichen Eismeer als Kompensation für einen Landstreifen in Karelien, welcher um 1860 an Rußland gefallen war.

Åland mit seiner schwedischen Bevölkerung verlangten, wieder zu Schweden zu gehören, was Finnland jedoch verweigerte. Die Frage wurde an den Völkerbund verwiesen, der endgültig beschloß, daß Åland zu Finnland gehört unter Voraussetzung, daß Åland Selbstbestimmung hat, die schwedische Sprache gewährleistet ist und daß Åland demilitarisiertes Gebiet ist.

1932 schlossen Finnland und die Sowjetunion einen Nichtangriffspakt.

Laut einem geheimen Zusatzprotokoll zum Molotov-Rippentropp-Pakt im August 1939 zählte Finnland (zusammen mit den baltischen Staaten, Ostpolen und Bessarabien) zur sowjetischen Interessensphäre. Sowjetische Truppen überschritten am 30. November 1939 ohne Kriegserklärung die finnische Grenze. Der Winterkrieg dauerte 105 Tage bis zum 13. März 1940. Durch die Friedensbedingungen verlor Finnland über 10% seiner Fläche (Karelien, Salla), darunter seine zweitgrößte Stadt: Wiborg. Hangö wurde für 30 Jahre verpachtet. Nahezu 450.000 Finnen verloren ihr Heim und wurden nach Rest-Finnland umgesiedelt. Das Land behielt jedoch seine Unabhängigkeit. Den baltischen Staaten erging es wenige Monate später schlechter. Der Kampf wurde im Anschlußkrieg 1941-1944 weitergeführt. Im Sommer 1944 wurde eine russische Großoffensive in schweren Kämpfen abgewehrt. Durch den Waffenstillstandsvertrag am 19. September 1944 verlor Finnland erneut Karelien und Salla. Ferner mußte man das Gebiet bei Petsamo zurückgeben. An Stelle von Hangö pachtete die Sowjetuniom den Raum Porkala für 50 Jahre als Militärstützpunkt.

Während der beiden Kriege in den 40iger Jahren und danach wurden insgesamt 70.000 finnische Kinder nach Schweden evakuiert, um Schutz und Pflege zu finden. Die meisten reisten nach dem Krieg wieder zurück, aber um 15.000 blieben in Schweden. Im Reichsarchiv in Stockholm (auf Schwedisch) gibt es umfassende Akten über die finnischen Kriegskinder.

1956 erhielt Finnland Porkala zurück.

Von der finnischen Bevölkerung gehören 89% der evangelisch-lutherischen Kirche an, während die zweitgrößte Glaubensgemeinschaft - die orthodoxe - gut 1% der Bevölkerung zu ihren Mitgliedern zählt.

3. Die Sprache

Laut Verfassung hat Finnland zwei Nationalsprachen - Finnisch und Schwedisch. Rund 6% der Bevölkerung haben Schwedisch als Muttersprache. Die schwedischsprachigen Gebiete liegen in Österbotten (Karleby im Norden und Kristinestad im Süden), auf Åland, in Åboland (südwestlich von Åbo) und in Nyland (von Hangö im Westen bis Pyttis im Osten). Die Provinz Åland hat, wie schon erwähnt, internationale Garantien dafür, daß Schwedisch die offizielle Sprache der Inselgruppe ist.

Die samische (lappische) Sprache ist die offizielle Sprache des Heimatgebietes der Samen in Lappland.

Während der ganzen schwedischen Zeit und bis 1863 war Schwedisch die offizielle Sprache Finnlands. Aus diesem Grunde sind praktisch alle Dokumente wie Kirchenbücher, juristische und andere offizielle Akten auf Schwedisch verfasst, auch wenn die lokale Bevölkerung Finnisch sprach.

Nach der Trennung von Schweden wurde die Forderung, daß Finnisch eine stärkere Stellung erhalten sollte, immer lauter. Im Jahr 1850 wurde an der Universität in Helsinki eine Professur in Finnisch eingerichtet und die Sprache wurde modernisiert.

Der Senator und Professor J. V. Snellman formulierte im Hegelschen Sinne einen Handlungsplan für ein nationales Finnentum. Es gelang ihm 1863, daß Finnisch neben dem Schwedischen zur offiziellen Sprache erklärt wurde. Diese Regelung gilt noch heute. Im Hinblick auf die untersschiedliche Population der verschiedenen Sprachgruppen ist Finnisch die dominierende Sprache. Bis 2005 mußten alle Abiturienten sowohl in ihrer Muttersprache (Finnisch oder Schwedisch) und in der anderen Sprache (Schwedisch oder Finnisch) Prüfungen ablegen. Seit 2006 ist dieses freiwillig. Nur die Prüfung in der Muttersprache ist Pflicht.

Die finnischsprachige Bevölkerung ist zwar in Majorität, jedoch haben alle staatlichen Behörden die gesetzliche Auflage, alle Personen (auch ausländische Familienforscher) auch auf Schwedisch zu bedienen. Das Gleiche gilt für alle zweisprachigen Städte wie Helsinki, Åbo und Vasa. Dieses ist im Sprachgesetz festgehalten. Mit etwas Geduld kann man stets einen Beamten bekommen, der Schwedisch spricht. E-post und Briefe werden auf Schwedisch beantwortet. Ein Problem ist jedoch, das die Bestandsaufnahmen der Archive vor allem in Finnisch vorhanden und deshalb ohne Kenntnisse im Finnischen nur schwer zugänglich sind.

Außer Finnisch beherrschen die meisten Finnen sehr gut Englisch. Es gibt auch viele Finnen, die der deutschen Sprache mächig sind.

4. Die Kirchenbücher

In gewisser Hinsicht ist es leichter in finnischen Kirchenbüchern zu forschen als in schwedischen - vor allem aufgrund der "Geschichtsbücher" (Historieböckerna).

Das finnische Archivsystem ist genauso aufgebaut wie das schwedische. Die Kirchenbücher wurden nicht nur bis 1809 sondern bis weit ins 20. Jahrhundert nach den gleichen Regeln geführt. Ebenso sind alle Kirchenbücher bis etwa 1860-1880 auf Schwedisch geführt. Die Kirchenbücher sind auf gleiche Weise wie in Schweden geordnet. In Finnland enthalten die Kommunionbücher die Mitglieder der verschiedenen Haushalte. Im östlichen Finnland gibt es ferner Kinderbücher (barnböcker), welche die Kinder der Haushalte umfassen.

Finnlands Familienhistorischer Verein (FSHF) hat eine Webbseite gestartet, auf der man in einer Bilddatei mit Kommnunionsbüchern (auf Englisch) mehrerer Kirchspiele nach Daten suchen kann. Viele der Seiten sind bis jetzt nur auf Finnisch, jedoch hat man die Absicht, alle Angaben auch auf Schwedisch und Englisch zugänglich zu machen.

Die Kirchspiele können ihre älteren Kirchenbücher (älter als 100 Jahre) bei den Archivbehörden, vor allem den Landesarchiven, deponieren. Die Mormonen haben die Kirchenbücher für den gleichen Zeitraum wie in Schweden verfilmt. Diese sind, nunmehr zum größten teil auf Mikrofilme überführt, sowohl im Reichsarchiv für das ganze Land als auch in den verschiedenen Landesarchiven für die entsprechenden Gebiete für Familienforscher zugänglich. Neueres Material ist oftmals von den Kirchspielen auf Mikrofilme verfilmt, die bei den Landesarchiven deponiert sind.

Das Reichsarchiv (auf Englisch) in Helsinki verleiht Mikrofilmes auch außerhalb des Landes an Archive und Bibliotheken auch außerhalb des Landes. Die Mikrofilmes können nur von einem Archiv oder einer Bibliothek bestellt werden und werden an diese ausgeliefert. Die Mietdauer ist ein Monat und die Gebühr etwa 10 Euro für maximal vier Filme. Wenn man Filme leihen will, sollte man mit dem Reichsarchiv zwecks weiteren Informationen über den Bestand Verbindung aufnehmen. Die publizierte Bestandaufnahme ist veraltet und nicht zuver lässig. Ein zuverlässiger Katalog über Kirchenbücher auf Rollfilm gibt es im alten Forschersaal des Reichsarchives. Die meisten Landesarchive haben für ihre eigenen Gebiete Kataloge erstellt.

Svenska SVAR (auf Schwedish) verkauft beziehungsweise verleiht Mikrofilme von einigen finnländischen Kirchspielen vor allem in den schwedischsprachigen Gebieten, von einigen Gemeinden mit Beziehungen zu Finnland (Stockholm und Sankt Petersburg) sowie von einigem anderen finnländischen Material. Um die vorhandenen Mikrofilme zu sehen, schreibt man den Namen der gewünschten Gemeinde in das Feld Namn unter Arkivsök.

Svenska SVAR (auf Schwedisch) hat auch die schwedische Gemeinde Sankta Katarina in St. Petersburg digitalisiert. Um zu sehen, was bereits digitalisiert ist, schreibt man „S:t Petersburg” in das Feld Namn unter Arkivsök. Mehr Material, das bisher nicht digitalisiert wurde, gibt es beim Reichsarchiv in Stockholm. Die Gemeinde Sankta Katarina war um 1840 eine große Gemeinde mit etwa 6000 Mitgliedern aus Schweden, Finnland und anderen Ländern rund um die Ostsee.

Die östlichen und südöstlichen Gebiete des Landes wurden mehrfach von Kriegen heimgesucht. Viele Kirchen und Pfarrstellen wurden zerstört und die Kirchenbücher sind verschwunden. Dieses betrifft besonders die Zeit während des Großen Nordischen Krieges, als viele Pfarrer und andere Standespersonen nach Schweden flohen und das Land lange verödet war. Die meisten Kirchenbücher beginnen deshalb erst nach 1721.

Wie in Schweden kam auch in Finnland der Gebrauch des Patronymikon vor, weshalb man nicht immer nur einen Nachnamen verfolgen kann. Familiennamen kamen früher nur im östlichen Finnland (Karelien) vor. In Finnland gibt es noch eine weitere Herausforderung: Während der nationalistischen Strömungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts wechselten viele ihre Namen in finnischklingende. Oft wechselte man sowohl den Vor- wie auch den Nachnamen und manchmal sogar beide Namen mehrfach. Hierdurch können beim Suchen in Kirchenbüchern Schwierigkeiten entstehen.

Ein großer Vorteil für denjenigen, der in Finnland forscht, sind die so genannten Historieböckerna (auf Schwedisch). Diese sind Register über Geburten, Vermählungen und Todesfälle sowie über Umgezogene als auch über die meisten kirchlichen Rechenschaften der evangelisch-lutherischen Kirchspiele. Diese Register des HisKi-Projektes wurden in den Jahren 1924-1949 abgeschrieben und während der letzten Jahre auf digitale Medien überführt und ergänzt. Dieses Projekt macht es möglich, die Kirchenbücher (außer den Kommunionbüchern) im Internet einsehen zu können. Alle Angaben in Hiski sind jedoch nicht kontrolliert. Deshalb sollte man als Familienforscher stets die Angaben mit den verfilmten Kirchenbüchern vergleichen.

Kirchenbücher, die jünger als 100 Jahre sind, liegen noch immer in den Gemeinden. Um aus diesen Büchern Angaben zu erhalten, muß man sich mit der Bitte um Abschriften an die entsprechende evangelisch-lutherische oder orthodoxe Gemeinde wenden. Anfragen müssen schriftlich erfolgen (eventuell per e-Post) und man muß genau angeben, welche Angaben man haben will. Das Pfarramt muß dem Forscher die gewünschten Angaben mit Ausnahme von denen, die heimlichgestempelt sind, geben. Es kann jedoch lange dauern, bis man Antwort erhält. Einige Monate sind nicht ungewöhnlich. Für diese Dienste wird eine Stundengebühr von von 10 - 40 Euro berechnet. Als Forscher kann man auch selbst die Kirchenbücher im Archiv der Gemeinde einsehen. In letzterer Zeit ist es vorgekommen, daß man Forschern dieses gesetzliche Recht verwehrt hat.

Seit 1971 sind alle in Finnland lebenden Personen in der Datei der Einwohnerregisters ( auf Englisch) Zentrale des Bevölkerungsregisters registriert. Diese Datei enthält alle Personen, also auch diejenigen, die bei den evangelischlutherischen und orthodoxen Gemeinden registriert sind. Am 1. Oktober 1999 hatte der finnische Staat die Bevölkerungsregister vollständig übernommen, welche nunmehr von den Magistraten geführt werden.

Die Stadt Wiborg, die heute zu Rußland gehört, war früher ein wichtiges Handelszentrum für Hansekaufleute aus Reval, Danzig und Lübeck und hatte eine bedeutende deutschsprachige Bevölkerung. Das 19. Jahrhundert war für Helsinki (Helsingfors) eine expansive Zeit und viele geschickte Handwerker aus Deutschland kamen ins Land. Es gibt heute noch viele deutsche Familiennamen aus dieser Zeit in Finnland. Die Deutschen gründeten 1858 eine eigene Gemeinde in Helsinki, in Wiborg bereits 1743. Eine geschichtliche Übersicht mit dem Titel "Deutsche Gemeinde Helsinki-Helsingfors 1858-1971", geschrieben von Pfarrer Geert Sentzke, wurde 1972 herausgegeben.

Heute gibt es mehrere deutsche evangelisch-lutherische Gemeinden (auf Englisch) in Finnland.

5. In finnischen Archiven suchen

Die staatlichen Archivbehörden (auf Englisch) bestehen aus dem Reichsarchiv in Helsinki und sieben Landesarchiven, die jeweils ihre geographischen Gebiete decken, sowie dem Provinzarchiv Åland. Das zentrale Archiv in Finnland besteht aus:

Die Landesarchive:

Die Schwierigkeit in den meisten dieser Archive (Åland ausgenommen) ist, daß die Bestandsverzeichnisse und die Suchregister oft nur auf Finnisch sind. Wenn man die Sprache nicht beherrscht, ist es deshalb am besten, das entsprechende Archiv anzuschreiben und seine Fragen so genau wie nur möglich zu stellen.

6. Werde Mitglied in einem finnischen Verein!

Wie bereits gesagt, kann es sich lohnen, in einem finnischen Familienforscherverein Mitglied zu werden. Hier sollte man am besten einen der lokalen Vereine wählen, die das Gebiet umfassen, in welchem Du Deine Vorfahren suchst. Auch wenn Du mit einem finnischsprachigen Verein Kontakt aufnimmst, kannst Du auf Deutsch, Englisch oder Schwedisch schreiben. Vermutlich bekommst Du die Anwort auf Englisch, eventuell auf Deutsch oder Schwedisch. Sollte die Antwort auf Finnisch kommen, kannst Du auf dem Diskussionsforum der G-gruppe um Hilfe mit der Übersetzung bitten. Wir haben Mitglieder, die diese schwierige Sprache beherrschen.

In Finnland gibt es keinen Dachverband, dem die verschiedenen Vereine angehören. Die zentrale finnische Organisation für Familienforscher ist die Genealogische Gesellschaft in Finnland (auf Englisch), die ursprünglich zur Unterstützung für die wissenschaftliche genealogische Forschung geschaffen wurde. Die Gesellschaft hilft heute auch privaten Familienforschern.

Finnlands Familienforscherverein (FSHF) (auf Englisch) wurde im Jahr 2004 gegründet. Man kann das Bildarchiv von FSHF kostenlos besuchen. Dieser Verein arbeitet ungefär wie G-gruppen. Vieles ist kostenlos für alle, aber zu gewissen Daten haben nur die Mitglieder des Vereins Zugang. Die Hauptsprache ist Finnisch. Der Verein strebt jedoch danach, das Meiste auf Schwedisch zur Verfügung zu stellen. Deshalb sind die Mitglieder von G-gruppen willkommen.

Die Arbeitsweise des Vereins setzt voraus, daß engagierte Forscher die Seelenrevisionen (husförhörslängder) unentgeltlich scannen. Wenn Du den Verein unterstützen willst, kannst Du für 10 EURO unterstützendes Mitglied werden. Als volles Mitglied mit Zugang zu weiterem Material ist der Jahresbeitrag 15 EURO. Du kannst Dich hier anmelden: info@sukuhistoria.fi!

7. Bibliotheken und Literatur

Bei untenstehenden Institutionen gibt es Bestandverzeichnisse. Jedoch genau wie bei den Archiven sind die meisten Verzeichnisse nur auf Finnisch. Mehrere der Verzeichnisse kann man auch im Internet finden.

  • Nationalbibliothek (auf Englisch)

  • Bibliothek der Akademie Åbo (auf Englisch), enthält u.a.
     - Handschriften
     - Bildersammlungen
     - Biographiesammlungen (auf Schwedisch)

  • Schwedische Literaturgesellschaft in Finnland (auf Englisch), enthält u.a.
     - Privatarchive
     - schwedischsprachige "Kulturfamilien"

  • Historische Zeitungsbibliothek 1771-1890/Digitale Sammlungen (auf Englisch), enthält u.a.
     - alte Zeitungen, die man im Internet lesen kann. Über 415 000 suchbare Seiten.

  • Brages Pressearchiv (auf Schwedisch), enthält Zeitungsausschnitte ab 1910 geordnet in
     - biographische Abteilung mit u.a. Nekrologen und Todesannoncen
     - topographische Abteilung

  • Genealogische Gesellschaft in Finnland (auf Schwedisch), die u.a. folgendes hat:
     - die größte Genealogiebibliothek des Nordens (ca 40 000 volymen)
     - sämtliche von den unten beschreibene greifen sie mit den link oben
     - die Zeitschrift auf Schwedisch), ab 1930
     - die Zeitschrift Sukutieto (auf Finnisch), 1984-2012
     - Jahresbücher (auf Schwedisch), ab 1917
     - andere Schriften (auf Schwedisch), ab 1922

  • Viele genealogische Vereine in Finnland geben eigene Zeitschriften heraus.

8. Webseiten finnischer Forscher

  • Viele finnische Forscher haben ihre Forschungen auf eigene Webseiten gelegt. Der Suchbegriff ist dort oft ein Nachname oder Ort.

  • Der Genealogische Verein in Finnland hat eine umfassende suchbare Genealogenliste, (auf Finnisch) die die Suche nach Forschern, Familiennamen oder Orten ermöglicht.

    Diese Webseite ist sehr nützlich und ermöglicht auch die Suche nach anderen Informationen, z.B. nach Schiffspassagieren und Flüchtlingen. Das finnische Wort „Haku” bedeutet „Suche” und „Etsi” „suchen”. In das Feld Haku schreibt man den Nachnamen oder Ort und klickt danach auf Etsi.

  • Übersetzungshilfe gibt es für Wörter in schwedisch-finnisch-englisch im Bereich:
      - Berufe
      - Abkürzungen
      - Todesursachen

  • Gefallene 1939-1945 (auf Finnisch)

  • SFHS ? – The Swedish-Finn Historical Society ist besonders nützlich bei der Suche nach finnlandschwedischen Emigranten.

  • Namendienst (auf Englisch) über diesen kostenlosen Service kann man die registrierten Vor- und Nachnamen im Bevölkerungssystem sehen. Es gibt auch eine Statistik über die gewöhnlichsten Namen unter verschiedenen Epochen. Die ältesten Namen gehen zurück bis 1800.

  • Finnische Seeleute (auf Finnisch)

  • Finnische Provinzen in Zusammenarbeit mit FINNSAM (auf Englisch)

  • Schülermatrikel 1640-1852 und 1853-1899 in Helsinki (auf Schwedisch)

  • Höfe in Finnland (auf Finnisch)

  • Historische Zeitungsdatenbank (auf Englisch). Die Nationalbibliothek hat die meisten in Finnland herausgegebenen Zeitungen ab 1771 digitalisiert und dies ist sehr brauchbar für Ahnenforscher. Aufgrund des Urheberrechts können Zeitungen jünger als 100 Jahre nicht gelesen werden, aber die Suche ist auch in einigen weiteren Jahren möglich, (derzeit bis 1918). Das Suchresultat von 1912-1918 zeigt, um welche Zeitung und welchen Artikel es sich handelt.
    Etliche aufgrund des Urheberrechts nicht lesbare Zeitungen sind als Mikrofilm bei der Kungliga biblioteket i Stockholm (auf Schwedisch) zugänglich.

9. Forschungshilfen

Diskussionsforen
Die Webseite Genealogischer Verein (auf Englisch) hat viele nützliche Links. Zu empfehlen sind die Diskussionsforen SUKU, FINLANDER und WESTSIDE.

Mehrere Links weisen auf Seiten in finnischer Sprache hin, welche noch nicht ins Schwedische beziehungsweise Englische übersetzt worden sind. Aber es wird weiter daran gearbeitet.

Forscherhilfe
Die Genealogische Gesellschaft in Finnland nimmt generell keine Forschungsaufträge an.

Jedoch hat man ein Verzeichnis über Forscher (auf Englisch), welche gegen Gebühren Forschungsaufträge durchführen.


Geändert 3. August 2017. Copyright © Lars Craemer und Christa Samuelsson.