Till läsaren
Detta är det manuskript som Hans-Jürgen Schmitz använde sig
av vid sin föreläsning i vid Flensburgseminariet den 14-15 September 2002
arrangerat av Föreningen G-gruppen i samarbete med Rune Nedrud, Norsk
slektsforskningsforening och Birgit Flemming Larsen, Samfundet for dansk
genealogi och personalhistorie.


Die große Auswanderung von Schweden nach
Deutschland und Dänemark in den Jahren 1866-1914
Ziel: "Schleswig"

Die Arbeits-und Auswanderung nach "Schleswig",
speziell unter den Notjahren in Schweden 1867-1869

Viele Tausende kamen in das Gebiet "Schleswig" das von 1867 bis Ende des 1.Weltkrieges eine Provinz von Preußen und auch ein Teil von Deutschland war.

Allgemein über die Auswanderung von Schweden

In der Zeit von 1850-1930 sind viele Leute nach Amerika ausgewandert.
Viele Zahlen kommen vor. 1,2 1,5 und auch 1,8 Millionen.
Keiner kann die wirkliche Zahl nennen.

Doch suchten sich auch einige zu anderen Ländern wie Norwegen, Finnland, Russland, England, Australien (Seeleute), New Zeeland, Kanada, Argentinien, Brasilien und andere Länder.
Sehr viele suchten aber eine Zukunft in Dänemark und Deutschland.
Es ist nicht undenkbar das bis zu 500.000 Menschen diese Alternative bevorzugten oder aber auch kam es einfach so.
Vielleicht kam 1/3 aller Auwanderer von Schweden nach Dänemark oder Deutschland.
Allemein wissen die Leute in Schweden wenig oder nichts von der Auswanderung nach Deutschland oder "Schleswig".
Doch auch die Auswanderung nach Dänemark, die mehr bekannt ist, bewertet man nicht sehr groß.

Ähnlich ist es in Deutschland.
Die Gründe der großen Auswanderung
* Die Situation in Schweden nach der großen Landreform in den
1850-Jahren und dem Zweikammerreichstag von 1866
* Der Übergang von einer "feodalen" Wirtschaft zur Marktwirtschaft

Das Landvolk suchte sich zu den größeren Orten und Städten, doch fehlten da Arbeitsplätze und Wohnungen.
Viele suchten eine Zukunft in Stockholm, Göteborg oder Malmö, doch auch da war kein Platz für Alle.
Der Bedarf an Arbeitskraft in Dänemark (Bornholm), aber vor Allem
In Preußen (nach 1864) änderte die Voraussetzungen.
Ähnlich war es in Amerika nach dem Bürgerkrieg. Auch hier brauchte man viel Arbeitskraft.

Die Situation in "Schleswig"
* Deutsche (und dänische) Agenten suchten sich nach Schweden um
Arbeitskräfte anzuwerben.
* Zweijahresverträge
* Viele die vorher nach Dänemark augewandert waren, suchten jetzt
Arbeit in "Schleswig", oder auch in Holstein. Da gab es mehr Arbeit
und es wurde besser bezahlt.
Die Einführung der allgemeinen Wehrplicht in Schleswig-Holstein führte dazu das sehr viele junge Männer nach Amerika auswanderten.
Dadurch entstand natürlich ein extra großer Bedarf an Arbeitskraft.
In dieser Zeit wurden hauptsächlich Mägde und Knechte für die Landwirtschaft gesucht. Aber auch Industriearbeiter und Handwerker.

Einige Geschehnisse
* Der Bau der Festungsanlagen in Kiel-Friedrichsort 1865-1866/67
Über 1500 Schweden sind beim Festungsbau beschäftigt. Es geht ihnen nicht gut. Sie werden schlecht behandelt und bekommen nicht den Lohn den man ihnen versprochen hatte.
Aufzeichnungen vom schwedischen Konsul Roth in Kiel

* Hafenausbau in Kiel im Jahre 1870
Mehrere Hundert Schweden sind dabei

* Anlegung der Werften in Gaarden bei Kiel und der Bau von
Schiffen
Schiffbauer, Ungelernte und Andere kamen von Karlskrona, Karlshamn, Kristianstad und Malmö nach Kiel.
Es ist der 10/11 1871 und das Schiff Horatio kommt mit 250 Schweden zu den Werftanlagen, der Schwedenkolonie in Kiel.
* Die Novembersturmflut (Ostssesturmflut) im November 1872
* Der Königseid, abgelegt in der Altstadt von Kiel
* Die Geldeinsammlung
* Die schwedische Kolonie in Kiel-Gaarden
* Die schwedische Schule auf der Werft
* Die schwedische Kirche in Kiel (Nebenniederlassung-Flensburg)
* Das schwedische Altersheim in Kiel
* Kiel ­ die einzigste Auslandsgemeinde
(Lübeck, Hamburg ­ Seemanskirchen EFS)
* Von Kiel nach Flensburg wegen der schlechten Konjunkturen in
Kiel (um 1877)
* Schweden streikten am Kalkberg in Bad Segeberg 1868
* Bau des Elbe-Trave-Kanal
* Dammbauten auf Fehmarn (1870)
Z.k. 200 Spuren von Schweden auf Fehmarn


Schwedische Nachnamen in Deutschland

Wenn die Schweden bei Behörden waren mussten sie ihren Namen angeben. Der deutsche Staatsbeamte hat es dann aufgeschrieben.
So kamen dann neue Namen zum Leben.
Beispiel: Johansson
(schwedische Schreibweise-der Sohn des Johan)
Johannson, Johannsohn, Johanßon, Johannßon

Einige Frauen die in Deutschland uneheliche Kinder bekamen konnten hier verbleiben. Es setzte voraus das jemand bereit war sie zu heiraten. Allgemein wurden sie ausgewiesen.
Die schwedischen Frauen hatten einen eigenen Nachnamen. Meistens auch wenn sie verheiratet waren.
Die Tochter des Johan bekam dann den Nachnamen ­ Johansdotter.
Wenn diese Frau Johansdotter dann einen Sohn in Deutschland gebar, sagen wir Otto, dann bekam er den Namen Otto Johansdotter. Einiger dieser Namen finden wir in Deutschland.
Petersdotter, Svensdotter, Carlsdotter, Persdotter usw.

Einige Namen von der alten Schwedenzeit finden wir in Deutschland. Alle (von denen ich weiß) kamen vom Baltikum.
Sicher gibt es einige die vor der großen Auswanderung nach Deutschland kamen und vielleicht den Namen Eichwurtzel haben.
Doch sind sie leicht zu unterscheiden.

In den 1960-Jahren und später kamen viele Studenten nach Deutschland. Auch ihr Name mit Hilfe des Vornamen ist oft sehr leicht zu unterscheiden.
Auch sieht man oft wo die Leute wohnen. Kiel ist ein gutes Beispiel.
Auch kamen in jüngerer Zeit Ärtzte usw. nach Deutschland.
Heute können schwedische Namen in ganz Deutschland vorkommen, denn es sind jetzt 6-8 Generationen her wo die vielen Schweden nach Deutschland kamen.


Wieviele Schweden kamen denn nach Deutschland?
Schon die Emigrationsutredning von ... in den Jahren 1908-1913
deutete klar an das mindestens 10-15% oder mehr der Erfassten nach Deutschland auswanderten.

Z.k. 100.000 suchten und bekamen die deutsche Staatsangehörigkeit. (Claudius Riegler)
Wieviele suchten aber bekamen sie nicht? Staatenlose!
Wieviele starben in Deutschland in der Zeit 1866-1914?
Der große Anteil von jungen Frauen an dieser Auswanderung.
2/3 ? Sie heiraten einen Deutschen, überwiegend, und wurden automatisch deutsche Staatsbürger!
Es gab Staatenlose bis in die 1950-Jahre!

Das schwedische Gesetz: "Nach mehr als 10-jähriger
Abwesenheit ...
Die Ahnentafeln des dritten Reiches
Die schwedischen Kirchenbücher

Die Auszugsbücher (Utflyttningslängder ­ UFL) der schwedischen Gemeinden.
Die Offiziellen
Die Auswanderer wie auch andere die zu einer anderen Gemeinde umziehen wollten wurden im Auszugsbuch eingetragen.
Der Name, der Beruf, (manchmal das Geburtsdatum), der Wohnort innerhalb der Gemeinde, das Auszugsdatum und die Auszugsnummer (Laufnummer des Jahres) wurden eingetragen.

Beispiel: Gemeinde Augerum (Blekinge)
Knecht Carl Johansson, Wohnort Norra Flymen, 15/4 1869, Schleswig, Laufnummer 128
Oder Peter Svensson, Amerika
Es ist kein Beweis das er wirklich nach Schleswig oder Amerika ausgewandert ist. Der nach Schleswig wollte kam vielleicht nach Amerika oder umgekehrt.

Die Schiffsbücher nach Amerika
Beispiel: 100 Personen haben in der Gemeinde Almundsryd angegeben das sie nach Amerika auswandern wollten.
Von diesen 100 Personen findet man nur 70 Personen in den Schiffslisten. Wo sind die anderen abgeblieben ?
Vielleicht von anderen Häfen in Dänemark oder Deutschland ausgewandert ?
Sind sie nach Dänemark oder Deutschland ausgewandert ?
Sie sind gar nicht ausgewandert. Sie haben sich in einer anderen Gemeinde oder Stadt niedergelassen.

Doch: In den Schiffsbüchern findet man aber 10 Personen aus Almundsryd die nicht im Auszugsbuch der Gemeinde Almundsryd zu finden sind.
Oft reichte das Geld für eine Fahrkarte über das große Wasser nicht aus. Sie kamen nach Deutschland um das Geld für die Fahrkarte zu verdienen, doch verblieben sie dort.
Die Inoffiziellen
Die Inoffiziellen sind die Personen die nicht im Auszugsbuch eingetragen wurden. Sie verschwanden einfach.
Nach Deutschland, Dänemark, Amerika oder irgenwohin.

Doch ist die Anzahl der Inoffiziellen größer was Deutschland anbetrifft.

Auf der speziellen Seite "Särskilda Förteckningen" wurden sie nach einem Jahr Abwesenheit eingetragen.
Da konnte dann stehen:
"man glaubt sie ist in Deutschland ..."
"Verheiratet in Hamburg mit ..."
"Verstorben in Kiel am ..."
"Arbeitszeugnis nach Schleswig am 2/9 1868" usw.

Die Einzugsatteste (IFA)
Wichtige Urkunden sind diese Atteste, denn sie besagen wohin die Urkunde ausgestellt war und wo die Person wirklich gewesen ist.
Oft findet man auch Atteste über Kinder die von schwedischen Müttern in Deutschland, und welchem Ort geboren wurden.

Nachforschungen in Schleswig-Holstein
Kiel, Lübeck, Eutin, Fehmarn, Ostholstein, Hamburg, Eckernförde,
Angeln, Rendsburg, Neumünster, Nordseeküste, Flensburg

Kiel (Geborene, Gestorbene ­ Kirchenarchiv Kiel-Gaarden)
Kiel (Friedhofsarchiv ­ Kiel-Elmschenhagen)
Kiel (Friedhofsarchiv Neumühlen-Diedrichsdorf)
Kiel ­ Foto Grabsteine
Fehmarn (Suche nach Schweden in fast allen Kirchenbüchern)
(zusammen mit Claudius Riegler)
Lübeck (Zusammentreffen mit z.k. 30 Personen, Nachfahren von
Schweden mit der Tochter des letzten Pastors der
Schwedischen Kirche in Lübeck)
Projekt 1984 (Briefe und Nachfragen an Personen mit
schwedischem Namen)

Projekt Angeln (Eine Woche in Schrepperi)
Projekt schwedische Kirche Hamburg (Zusammentreffen mit 20 älteren Damen (über 75 Jahre alt), alle geboren in Schweden)
Projekt Familie Söderberg und andere in Flensburg
Konkrete Beispiele (durchgeführte Einzelfälle)
Foto von vielen Friedhöfen, Firmen und Geschäften in großen Teilen von Schleswig-Holstein

Zusammenfassung
In der schwedischen wie auch der deutschen Heimatliteratur ist wenig zu lesen über diese Auswanderung nach Deutschland. Die offizielle Auffassung der Institute in Schweden (Växjö, Uppsala), hat keinen sehr großen Einfluss was Nachforschungen über Auswanderung innerhalb Europa betrifft, gehabt.

Was können wir machen ?

Es wäre anstrebenswert die Migration zwischen Schweden und "Schleswig" näher zu untersuchen.

Welche Spuren haben die Schweden in Schleswig hinterlassen ? Was wissen wir in Schweden von den "Schleswigern" die früher, gleichzeitig oder später nach Schweden kamen.

Allgemeine Untersuchungen
Konkrete Beispiele
Berichte in heimatkundlichen Büchern
Berichte in Zeitungen

Ein Kontaktnetz zwischen Deutschland, Dänemark, Norwegen und Schweden


Hans-Jürgen Schmitz
Flensburg den 14-15 September 2002