Der Durchbruch
- Hilfe bei der Forschung in Schweden durch die G-Gruppen Stockholm

von Dr. Matthias Waack

Vortrag auf dem 34. Nordelbischen Genealogentag in Rickling am 26. Oktober 2008

Schweden hat seit mindestens 350 Jahren einen bemerkenswerten Archivbestand. Das ermöglicht dem heute dort Forschenden, auch dem familiengeschichtlich Interessierten, wenn er denn das Glück hat, schwedische Vorfahren im weitesten Sinne zu suchen, erstaunliche Ergebnisse.

Ich möchte anhand eines Beispieles aus der eigenen väterlichen Familie erzählen, wie eine solche Suche aussehen kann. Auch möchte ich eine genealogische Vereinigung aus Stockholm mit mailing-list vorstellen, die sich dem Thema Austausch/Wanderbewegungen über die Ostsee über die Jahrhunderte bis in die Neuzeit verschrieben hat. In dieser „Liste“ kann man mit schwedisch und deutsch kommunizieren.

Die Obitz - Legende

In der Familie meiner Großmutter väterlicherseits wurden über 300 Jahre eigentlich unzusammenhängend erscheinende Informationen mündlich kolportiert. Von einer Generation zur nächsten gab man die Kunde von adeligen schwedischen Vorfahren weiter, von einem nicht weiter spezifizierten Eigentumsverlust und einem Appell an einen schwedischen König (wie es bis in den Anfang des 20sten Jahrhunderts jedem schwedischen Untertan zustand, wenn er sich von Behörden ungerecht behandelt fühlte). Diese Informationen können in unserem Stammbaum der Familie Obitz, einer schwedisch-pommerschen Familie in der Zeit nach 1756 zugeordnet werden; und auch einigen vorherigen Generationen.

Diese Überlieferungen erhielten sich nach meiner Einschätzung auch deshalb hartnäckig, weil sie Entsprechungen in urmenschlichen Gefühlsregungen finden (...Ich möchte jemand Wichtiges, von Bedeutung sein; meine Besonderheit drückt sich auch im Status und im Besitz aus; meine Handlungen folgen einem ethischen Anspruch...)

Die Stammmutter dieser Familie hieß nach den seit ca. 1926 bekannten Unterlagen Anna Catharina Obitz. Sie starb am 09. September 1812 nachmittags in Stralsund. In das Kirchenbuch schrieb der Pastor damals: „die Soldatenwitwe Obitz, Catharina, geborene Freese, Geburtsort Stockholm, Wohnort Stralsund, arm, 85 Jahre, an den Folgen eines Beinbruchs“.

Diese Information stand schon meinen Großeltern in den dreißiger Jahren zur Verfügung, als auch sie verpflichtet wurden, Stammbäume aufzustellen. Uns stellte sich die Aufgabe, Anna Catharinas Familie zu finden und den Beweis ihrer schwedischen Herkunft zu führen.

Meine Eltern kamen mit vier Kindern 1967 nach einem 13jährigen missionarischen Aufenthalt in Indien nach Deutschland zurück. Mein Großvater mütterlicherseits hatte seit 1918 äußerst erfolgreich genealogisch geforscht, nun wollte sein Schwiegersohn herausfinden, was es für konkrete Informationen und Entsprechungen zu den legendenhaften Überlieferungen und Überzeugungen seiner Mutter gab.

Woher stammt Anna Catharina?

Wir hörten aus dem Sterbeeintrag, dass Catharina als Freese geboren sei. In den Traueinträgen zwei ihrer Söhne aber fand sich „Maria Frehn“ oder „Anna Frem“. Ein Teil ihrer Nachkommen glaubten fest daran, vom Grafen Fersen abzustammen, dem schwedischen Oberkommandierenden im Siebenjährigen Krieg (Da seit alters her bekannt war, dass Fersen starb, ohne Kinder zu hinterlassen, spekulierte man schlicht von einer unehelichen Tochter auf Rügen).

Die genealogische Korrespondenz meiner Eltern nach 1967 zum Umfeld von Anna Catharina Obitz umfasst mehrere Aktenordner. Die meisten Briefe wurden an Adressen in Stockholm an diverse Archive gesandt. Daneben ergab sich natürlich auch eine lebhafte Korrespondenz mit pommerschen Archiven, damals DDR. Keiner der möglichen Nachnamenvarianten wurde von vornherein von der Suche ausgeschlossen. Man kann sich nur schwer den Umfang dieser 30jährigen Suche insbesondere nach Freses im Norden Europas vorstellen. Ich staune noch heute immer wieder über diese konzentrierte Sammelleistung.

Kein Ansatz führte über diesen Zeitraum zu einem Erfolg bei der Suche nach der Herkunft von Anna Catharina. Schwedische Archivare antworteten stets äußerst freundlich und zuvorkommend, immer aber mit dem Hinweis, dass sie nicht die Kapazitäten zu umfangreichen Recherchen besäßen.

Meinen Eltern gelang eine genaue Aufstellung der Nachkommen von Anna Catharina Obitz bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts in schwedisch-Pommern, auch unter Berücksichtigung der Obitzens, die nicht zu unseren Vorfahren gehören, die aber zu ihrer Zeit wichtig waren für die Beziehungen der Familie Obitz nach Stockholm. Hier ist insbesondere der Kriegskommissar Axel August Obitz zu erwähnen, dessen Grab noch heute auf dem Solna – Friedhof in Stockholm erhalten ist. Dieser Axel August Obitz galt Zeit seines Lebens in Stockholm als „Königssohn“ (Vergleiche die Schrift „Tva konungasöner i samlingen i kikaren“ des Autors Birger Schöldström). Interessanterweise fand sich in den Pommerschen Archiven ungewöhnlich viel über die Nachkommen der Catharina Obitz dokumentiert, auch durchaus nicht-Schmeichelhaftes. Meine Eltern hatten die Fähigkeit, Menschen, die noch etwas zu erzählen hatten gut zuzuhören, sie entwickelten dabei eine bestaunenswerte Beharrlichkeit. Insbesondere meine Mutter hat eine phänomenale Gabe, alte Schriften zu entziffern. So wurde jenseits aller Namen die Familiengeschichte spannend und lebendig.

Mein Vater starb am 17.05.2000. Drei Jahre später fuhren meine Mutter und ich, wie uns schon häufig empfohlen worden war, selbst nach Stockholm. Ich wollte gerne mit meiner Mutter zusammen zu Ende führen, was meinem Vater nicht mehr vergönnt gewesen war. Wir unternahmen es, nach einigen wenigen Stichworten in der Fülle des Materials im Kriegsarchiv und im Stadtarchiv „wie nach Nadeln im Heuhaufen“ zu suchen.

Und damit leite ich über zu den Möglichkeiten eines Genealogen bei der Forschung in Schweden heute

Ich sehe mich nicht als Fachmann, schon gar nicht, was die Strukturen der schwedischen Genealogie angeht, ich kann aber aus einem umfangreicheren Erfahrungsschatz berichten, der einen kleinen Einblick in das vermittelt, was uns bei der Fren-Suche zur Verfügung stand und teilweise weiterhalf.
  - Archive in Stockholm und Regionalarchive
  - Regionale und überregionale Register
  - Zentrales Soldatenregister in Skövde
  - SVAR als eine staatliche genealogische Organisation
  - Englischsprachige Foren / Elisabeth Thorsell
  - Fachkundige Hilfe vor Ort
  - Genline
  - Familysearch-Suchsystem der Mormonen
  - G-Gruppe-Stockholm, eine Schwedisch-Deutsche Liste

1) Archive

Um auf Anna Catharina zurückzukommen, war die wichtigste Begegnung 2003 die mit einer Deutschen im Stadtarchiv Stockholm, die wie sich herausstellte, Mitglied der „G-Gruppe“ Stockholm ist und die auch dort lebt.

Sie machte uns auf eine Eintragung bei den Mormonen aufmerksam, dass 1756 eine Anna Catharina Fren einen Johann Christian Obitz in Stockholm heiratete. Sie war es auch, die uns zuerst von einem Nachlassverzeichnis im Stadtarchiv berichtete, in dem die Witwe des Karl Jacob Fren, Margareta Sigfridsdotter, mit ihren drei Kindern erwähnt wird.

Im Falle der Familie Fren war auch das Regionalarchiv Uppsala, dass auch Bestände von Västmansland enthält, sehr hilfreich. Aus dem Regionalarchiv Lund besitze ich beeindruckende, in deutsch verfaßte Antwortbriefe.

 
Das Aufgebot der Eheleute Obitz am 27.03.1756 in der Stockholmer Jacob und Johannes-Gemeinde. Bei Carl Brodin hat Obitz gelernt, Jonas Nyberg ist der Stiefvater von Anna Catharina.
 
Der Traueintrag der Eheleute Obitz am 11.04.1756 in der Stockholmer Jacob- und Johannes-Gemeinde.
 
Taufeintrag des Bruders Mårten Fren am 03.07.1730 in der Stockholmer Hedvig-Eleonora-Gemeinde.
 
Taufeintrag des Bruders Jacob Fren am 12.03.1735 in der Stockholmer Hedvig-Eleonora-Gemeinde.

Von dem Nachlassverzeichnis Fren/Sigfridsdotter steht mir keine Abbildung zur Verfügung.

Bei der systematischen Durchsicht der Infanterie-Regimenter um Stockholm und in Schonen dieser Zeit, die im Kriegsarchiv in Stockholm verwahrt werden und die sämtlich verfilmt und über die Mormonen einsehbar sind, entdeckte ich 2005 in den Generalmusterrollen des Uppland-Regiments von 1748 unter der Nummer 1101 einen Nachruf auf Jakob Mårtenson Freen, gestorben am 20.05.1743 vor Korpoström. Nach diesem Fund habe ich mich durch keine noch so kritische Frage von noch so erfahrenen Genealogen mehr beirren lassen, dass es sich bei Jakob um meinen Vorfahren handelt.

2) Englischsprachiges genealogisches Forum

Von den Archiven werden eine Menge Hinweise und Faltblätter verteilt, an wen man sich mit Fragen wenden kann. Es gibt theoretisch die Möglichkeit über die staatliche SVAR Mikrofiches von Kirchenbüchern und anderen Dokumenten zu kaufen. Aber – um damit klar zu kommen, braucht man einen enormen Überblick und eine genaue Vorstellung davon, was und insbesondere wo man gezielt suchen muss. Ich hielt mich zunächst an die Hinweise auf englischsprachige genealogischen Foren, moderiert von einer Dame namens Elisabeth Thorsell. Frau Thorsell las meine Anfrage mit Wohlwollen und stellte sie in das genealogische Forum „Anbytarforum“. Aber es fand sich leider keiner, der mir weiterhelfen konnte. Das Rätsel bewahrte seine Siegel.

3) Fachkundige Hilfe vor Ort

Daraufhin fragte meine Mutter noch einmal nach, ob denn jemand gegen Bezahlung für uns arbeiten könnte und bekräftigte unsere Ernsthaftigkeit im Jahre 2005 mit den oben dargestellten Ergebnissen. Diese Anfrage wurde dann so positiv aufgenommen, dass eine hauptberufliche Genealogin sich bereit fand, auch für uns zu suchen. Es entspann sich ein reger, anregender Schriftwechsel, aus dem wir viel gelernt haben, aus dem es sich lohnt, manches zu zitieren, allein um zu verstehen, wie ein schwedischer Forscher denkt. Im Hintergrund eines jedes Informationsaustausches steht nämlich auch häufig unausgesprochen die Frage nach der Motivation und der Ernsthaftigkeit des Forschenden, und damit natürlich auch nach einer moralischen Kategorie.

Am Anfang stand die Frage: „Lieber Matthias, ich muss trotzdem alle Daten und Einträge haben. Die Eintragungen bei den Mormonen sind nur selten richtig. Wo starb Anna Catharina? Wer sind ihre Nachkommen? Ich benötige die ganze Kette, bis zu deinem Vater. Lose Angaben helfen uns nicht weiter. Wenn ich es mache, muss es richtig gemacht werden. Ein guter Genealoge verlangt danach - also nicht erstaunt sein“.

Es entspann sich, nicht zum letzten male, eine Diskussion um den Namen Fren, Diskurse, die tatsächlich eine wichtige Bedeutung für unsere genealogische Forschung beinhalteten. Mehrere Fragen können formuliert werden.
  - Der Name Fren – stimmt er?
  - Der Name Fren – ein Soldatenname?
  - Der Name Fren – hat er eine Bedeutung?
  - Der Name Fren – stimmt er nun? Kommen wir weiter?

3a) Der Name Fren, stimmt er?

Über den Nachruf auf Jacob aus dem Jahre 1748 hatte ich oben berichtet. Aus einem meiner ersten Briefe an die Genealogin möchte ich einen Satz zitieren: „Ich bin seit zwei Jahren dabei, alle Regimenter der Schweden um 1759 durchzusehen. Dabei fand ich im "Zweiten Deutschen Grenadier Battalion Meyerfeld" Johann Frehn als 30-jährigen. Geboren sei er in Stockholm. Dieses ist ein wichtiges Indiz für mich, daß die Frens eigentlich aus Deutschland kommen“. Damit hatte ich schon von mindestens zwei Trägern dieses Namens gelesen.

Ab Juni 2005 bekamen wir hochinteressante Briefe: „heute bekam ich folgende Antwort aus Uppsala, hier stimmt einiges mit euren Angaben nicht überein. Der Leiter der Datenbank dort sagte mir, es habe keinen Fren in dieser Kompanie gegeben, es gab nur Karl Jacob Gren. Der sei als Jacob Mårtenson 1708 geboren, und wurde 1731 Soldat. Er war 1739 in Finnland und starb bei Åbo. Die Datenbank wurde mit Informationen des Kriegsarchivs in Stockholm erstellt. Wie seid ihr auf eure Angaben gekommen? Wenn es wirklich Gren heißt, stimmen eure Angaben nicht“.

„Eure Kopie (Generalmusterrolle 1748) besagt Freen, es kann schon damals zu einem Schreibfehler gekommen sein. Bei Jakob steht auch nicht vermerkt, dass er verheiratet sei, während es beim Nachfolger ausdrücklich steht. Ich glaube nicht, dass die, die die Datenbank erstellt haben, falsch abgeschrieben haben. Um jedoch sicher zu sein, muss man sämtliche Unterlagen der Kompanie durchsehen.“

3b) Der Name Fren – ein Soldatenname?

„Wenn man den Regeln der schwedischen Nachnamen bis Ende 1800 folgt, hätten die Kinder von Jakob entweder Jakobsson oder Jakobsdotter heißen müssen, aber nicht Fren. Man erbte keine Nachnamen. Das Patronymikum wurde bei der Geburt vergeben. Wer war eure Vorfahrin?“

„Das grosse Problem ist, dass ihr euch auf den Nachnamen kapriziert. Ihr glaubt, Fren sei ein Familienname, und baut euer Gedankengerüst darauf auf. Fren ist kein Familienname, sondern, wie ich schon mehrfach erklärte, ein Soldatenname. Die Angaben der Mormonen stimmen nur selten. Wir haben keinerlei Beweis, dass eure Anna Catharina einen Jakob zum Vater hat. Solange wir nicht wirklich wissen, wie sie mit Nachnamen hieß, wann und wo sie geboren wurde, kennen wir Vater und Mutter nicht. Indizien helfen nicht weiter. Anna und Catharina waren zu der Zeit häufig vergebene Namen“.

„Ihr sollt wissen, dass wir, die Experten der schwedischen Genealogie, nicht einfach Einträge suchen und liefern. Wir wollen stets Beweise haben. Viel Unsinn wird über das Internet verbreitet, zum Beispiel bei familysearch. Es ist eine häufig zu beobachtende Todsünde, keine Quelle anzugeben. Wir wollen sehen, was sich machen lässt, wenn ich eure Ahnentafel erhalten habe. Wenn im Ausland von Stockholm die Rede war, heißt das noch lange nicht, geboren in einer der 12 Innenstadtgemeinden. Inklusive der Landgemeinden werden es über 40“.

„Die Kirche hat seit ungefähr dem Jahre 1500 die Bücher für den Staat geführt. Deshalb haben wir auch Gemeindebücher, von der Kirche geführt. Natürlich schaue ich auch nach dem Nachnamen. Ihr seid davon überzeugt, dass es sich bei Fren um einen Familiennamen handelt. Ich darf und kann nicht davon ausgehen, denn dann sitze ich genau so fest, wie ihr all die Jahre. Ich muss alles prüfen. Man darf nicht vergessen, dass die Suche nach dem Vornamen das Wichtigste ist. Der Vorname wird nur selten gewechselt, falls es sich um den Taufnamen handelt. Alle Gemeinden im Umkreis von 50 km um das Stockholmer Zentrum wurden von Auswanderern als „Stockholm“ angegeben. Der einzig sichere Nachweis wäre der Fund des Geburtseintrages – alles andere ist sinnlos. Ihr habt schon zuviel Zeit mit der Suche nach einem Nachnamen vertan, der entweder ein Soldatenname, oder doch ein Familienname war, oder der völlig falsch ist. Gute Genealogen folgen immer der besten und ersten Spur, in eurem Falle das Totenbuch in Stralsund, wo wir lasen, dass Anna Catharina aus Stockholm stamme“.

„Ich habe mir die Geburteneintragung von Mårten = Martin herausgesucht, der am 3.7.1730 in Hedvig getauft wurde und vom Bruder Jacob, getauft am 12.3.1735, um zu sehen, wie der Vater und die Mutter benannt werden. Bei Martin ist der Vater noch Schlachtergeselle Jacob Freen und bei Jakob Schlachter und Soldat Jacob Fren“.

„Die Eintragung bei Martins Geburt ist unwahrscheinlich wichtig. Der Vater Jakob hatte, bevor er Soldat wurde, bereits den Soldatennachnamen Fren und nicht Mårtensson. Also war entweder sein Vater oder sein Grossvater war auch schon Soldat, und so hat er den Nachnamen behalten. Ich gehe davon aus, dass Jakob Fren ein Sohn eines Soldaten ist, denn sonst hätte er nicht den Nachnamen. Ich gehe auch davon aus, dass er aus Südschweden kam“.

„Die Namensuche, wie Ihr sie euch vorgestellt habt, bringt keinen Erfolg. Alle schütteln nur mit dem Kopf, wenn sie davon hören“.

3c)  Der Name Fren – hat er eine Bedeutung?

Ich zitiere ein wenig aus einer Listendiskussion:
„Fren könnte ein (verdrehter) Ortsnamen sein. Auch in Schweden konnten eingeteilte Soldaten Ortsnamen erhalten. Die Benennung erfolgte in der Regel nach dem Rekrutierungsbezirk, der den Soldaten „eingestellt“ hatte. (Siehe Högman, Militärspezialist). In Bezug auf den Namen Fren gibt es in Schweden zwei Ortsnamen, die eine Ähnlichkeit mit dem Namen Fren haben: Frennarp und Frännarp. Sie werden jedoch Frenn-arp bzw. Fränn-arp geschrieben. Was Frenn- oder Fränn- bedeutet, habe ich nicht herausfinden können.

Daher glaube ich, dass der Name Fren eine Verdrehung von „frän“ ist, und den „Charakter“ des Soldaten wiederspiegelt d.h., dass er „ böse, herb oder bärbeißig“ war“.

Eine Dänin schrieb: „Vielleicht erschien es in Schweden sinnvoll, einen Soldaten nach seinem Charakter zu benennen, aber eine praktische Bedeutung für die Ausführung militärischer Aufgaben hatte das wohl nicht. Es kann nur ein „Augenname“ sein, wie wir in Dänemark sagen. So weit mir bekannt ist, war es in der dänischen Verteidigung nicht üblich, einen „Augennamen“ zu benutzen. Und wenn sich die Soldaten untereinander weniger schmeichelhafte Namen gaben, so haben sie diese sicher nicht in ihr ziviles Leben übertragen. Es könnte ja sein, dass der gute Soldat Fren unter diesem Namen bereits vor seinem Soldatenleben bekannt war“.

Meine „schwedische“ Cousine fügt noch an: „im Schwedischen kann „frän“ auch die Bedeutung von kritisch oder zynisch haben“.

Meine Reaktion vom 28.04.2007 enthält folgenden Gedanken: „wenn man daran glaubt, dass sich manches in Familien tradiert, wäre es doch eine wunderbare Erklärung für heute erfahrbare Phänomene, trotz aller Sozialisation?“

Angeboten wurde mir noch die Herkunft aus dem Griechischen Phren, Zwerchfell als Sitz der Seele. Ich persönlich glaube jedoch dem letzten Vorschlag über die „Mecklenburg-Liste“, dass der Name sich von dem Vornamen Verena (Berenice / Veronique (Siegbringend)) ableitet.

4)  Genline

Das Genline ist eine großartige Möglichkeit, vom heimischen Computer aus schwedische Archivalien einzusehen. Man abonniert für eine bestimmte Zeit eine Zugangsberechtigung. Solange wir keine Flatrate hatten, war das in unserem Fall für die deutsche Telekom eine sehr einträgliche Einnahmequelle. Im Laufe der Zeit wird die Dokumentensammlung immer weiter vervollständigt. Ich habe über Monate Taufen und Hochzeiten von 1695 bis 1755 in Stockholm, Uppland und Västmansland eingesehen auf der Suche nach Fren, Obitz und Rosenfeld. Genline gehört zum unerlässlichen Rüstzeug eines jeden schwedischen Genealogen, der dann allerdings ein Dauerabonnement hat.

5) Familysearch-system der Mormonen

Auch wenn man dieser Einrichtung noch so kritisch gegenübersteht – nach meiner Erfahrung nutzt doch jeder genealogisch Interessierte, den ich kenne, auch diese Möglichkeit, um zumindest Ideen zu bekommen. In unserem Falle ging der entscheidende Hinweis auf das Aufgebot und die Hochzeit von Anna Catharina aus einem Blick ins familysearch hervor. Auch die Taufen ihrer Brüder sind seit Jahren dort festgehalten. Die Kommunikation mit den Sachbearbeitern, insbesondere dem für Skandinavien zuständigen, hat mir große Freude bereitet, die Hilfsbereitschaft ist enorm. Leider lassen sich häufig die Wege der Eintragungen nicht mehr nachvollziehen, aber der kritische Genealoge überprüft ja sowieso im Original. Ich habe die Jahre, in denen ich schwedische Akten bei den Mormonen auf Film durchgearbeitet habe, in allerbester Erinnerung.

Familysearch gab uns die Möglichkeit, obwohl die schwedischen Forscher uns immer wieder davon abrieten, Nachnamensträger zusammen zu stellen, und ich würde es heute noch genauso machen. Wir fanden vor und nach 1700 eine Reihe von Frens im Stockholmer Umkreis.

Zusätzlich möchte ich einen weiteren Teil der Fren-Liste anfügen, die ich im Laufe der Jahre erstellte, schlicht weil ich glaube, dass es da noch Zusammenhänge zu finden geben wird. Natürlich half bei der Zusammenstellung das „Familysearch“, insbesondere bezüglich der südeuropäischen „Namensträger“.

Neben den schwedischen Frens fand sich so ein Maler Rudolphe Fraehn im 14. Jahrhundert in Mecklenburg. In Stettin heiratete Johan Frem(!) am 24.11.1704 in der St. Jacobi - Kirche. In Rostock heiratete Daniel Christian Frähn am 22.07.1767 in der St. Jacobi - Kirche (er taucht im Bürgerbuch am 15.08.1761 auf).

In Rostock wurde 1782 der spätere Orientalist Christian Martin Joachim Frähn geboren, gestorben 1851 in St. Petersburg. Am 05.06.1859 wurde Robert Frähn in St.Petersburg geboren, später kaiserlich russischer Staatsrat.

Eine Familie Defren kam vor 1700 aus Frankreich (mal ließt man aus den Niederlanden, mal aus der Schweiz) über Mutterstadt in der Pfalz nach Strasburg in der Uckermark (Samuel De Fraine, geb. 1648 in Bearn).

Eine hugenottische Familie Defren kam gegen 1700 aus der Gegend von Calais in die Gegend von Kaiserslautern.

6) Der Name Fren – stimmt er nun?

Ursprünglich hatte ich weit ausholend aus der jahrelangen Korrespondenz mit der Berufsgenealogin in Stockholm berichten und zitieren wollen. Wir haben so ungeheuer viel gelernt und immer wieder neue Anregungen für die Forschungen bekommen, doch die Ausführungen dieser umfassend gebildeten Dame würden den Rahmen dieses Vortrages sprengen – und auch sie kam an einen Punkt, an dem sie ihre Forschungen einstellte – mit der Aussicht, eventuell die Suche eines Tages durch einen Zufallsfund wiederaufnehmen zu können.

Immer wieder hatte es Beobachtungen und Befunde gegeben, die partout nicht in das Schema eines schwedischen Genealogen passen wollten: „Anna-Catharina lebte im Jahre 1754 in Johannes-Jakob-Gemeinde mit ihrer Mutter und dem Stiefvater Jonas Nyberg, der Matrose und Tischler war. Margareta trug damals den Nachnamen Fren und nicht ihren Mädchennamen - das ist sehr selten zu dieser Zeit. Angegeben war das Geburtsjahr 1700 für Margareta. Hinter Anna-Catharina stand 1733 als Geburtsjahr.“

„Die Mitarbeiter der Soldatenbank in Uppsala haben Kontakt mit den Soldatenbanken in Süd- und Mittelschweden aufgenommen (auch hier werden Datenbanken aufgebaut, aber keine von denen ist online und wird je online sein) Wir haben herausgefunden, dass Kinder von zwei Soldaten Freen/Fren als Handwerksgesellen nach Stockholm gekommen sind und dass auch sehr wahrscheinlich einige als Stadtsoldaten aus Süd- und Mittelschweden nach Stockholm zur Garde kamen, aber keiner dieser Fren/Freen sind miteinander verwandt, soweit wir bis jetzt sagen können“.

G - Gruppe – Stockholm

Wie ich weiter oben schon berichtet hatte, kam der erste Kontakt zu einem „Mitstreiter“ der G-gruppe für uns im Stadtarchiv in Stockholm zustande. Wir erlebten immer wieder eine kompetente und freundliche Zuwendung zu unseren schwierigen Fragestellungen. Auch im weiteren genossen wir die differenzierte und qualifizierte Diskussion um weitgefächerte Inhalte. Die „Mitstreiter“ haben die unterschiedlichsten Berufe und können so diverse Aspekt in die Überlegungen und Diskussionen einfließen lassen. Eine große Gruppe von Menschen rund um die Ostsee birgt auch einen unermesslichen Wissensschatz.

Die G-Gruppe bearbeitet den Austausch von Menschen und Ideen über die Ostsee hinweg in einem sich über hunderte Jahre erstreckenden Zeitraum. Ich wurde 2004 Mitglied und fand über die Jahre hilfsbereite, kritische, kompetente, eigenwillige und qualifizierte Diskussionspartner von Dänemark über Schweden bis nach Pommern. In den Listendiskussionen umfasst der Aktivitätsradius auch Länder wie Estland, die Schweiz und die Niederlande.

Es entspann sich eine über die Jahre hinziehende E-mail-Korrespondenz; mein erster Gang, wenn ich nach Hause komme, führt mich häufig zu meinem Computer, zu „meinem Draht nach Stockholm“.

Auch historische, philosophische und moralische Themen fanden ihren Niederschlag in diesen Diskussionen (Und ich habe psychoanalytische Aspekte miteingebracht). Warum betreibe ich Genealogie? Wo liegt die Motivation, sich mit seiner Abstammung zu befassen? Gibt es Grenzen, wer legt sie fest? Wie gehe ich damit um, wenn man glaubt, ich hegte den Wunschtraum, einen reichen, wenn möglich adeligen Ahnherren zu finden? Wie gehe ich damit um, dass uralte Geschichten immer wieder neu unterschiedlichste Gefühle wecken, dass sie nicht „steril“ im Raum stehen?

Die Forschungen nach den Verbindungen der Anna Catharina nach Stockholm waren natürlich auch für die „G-Gruppen-Mitstreiter“ einer richtig harten Nuß vergleichbar, kaum zu knacken.

Und nun kommt der Paukenschlag.

Am 25.April 2008 erreichte mich ein Brief über die Liste der G-Gruppe, der für mich einem Geniestreich gleichkommt. Daraus möchte ich das Wesentliche zitieren, zeigt es doch, dass auch nach 40 Jahren Suche noch etwas von schlauen Köpfen zu finden ist:

Fren
- ähnliche Namen: Fren, Freen, Freén, Frehn, Frene, Vren, Vhren, Vrehn, Vrene, Vreen, Wren

Alle Frens um 1700 um Stockholm herum können auf die gleiche Familie zurückgeführt werden. (Es gibt natürlich auch solche späteren Datums, die eigentlich anders hießen (Thema Soldatenname)).

Jakob Mårtensson Fren ist höchstwahrscheinlich das zehnte Kind der Eltern Martin/Mårten Fren und Christina Brehmer. Seine Geburt findet man nicht wie die der neun anderen Geschwister in einem Kirchenbuch niedergeschrieben, da die Kirchenbücher in Torstuna erst 1709 beginnen.

Martin/Mårten Fren wurde laut Generalmusterungsverzeichnis ca 1655 in Landsberg an der Warthe, Brandenburg, geboren. Er starb laut Generalmusterungsverzeichnis am 1.3.1719, wahrscheinlich in Knivsta.

Martin wohnte mit seiner Familie 1683-1700 in Simtuna, 1701-1702 in Torstuna, 1703-1704 in Västerås, 1705-1712 abermals in Torstuna (seine Frau und ein Teil der Kinder waren dort bis 1717 registriert) und dann schließlich wahrscheinlich in Knivsta.

Martin war 1683 als „Hufschlagerschmied“ beim Leibregiment zu Pferd (Kompanie Västmanland) angestellt und stand dort im Dienst bis zu seiner Entlassung im Jahre 1700. Die Offizierswohnung lag in Bärby, Gemeinde Simtuna, wo er bis 1700 wohnte.

1709 trat er in Knivsta wieder in den Dienst beim Leibregiment zu Pferd (dieses mal bei der Leibkompanie) und arbeitete dort wiederum als „Hufschlagerschmied“ bis zu seinem Tod am 01.03.1719.

Seine Frau Christina zog nach dem Tod des Ehemanns zur Tochter Christina in der Gemeinde Torstuna, wo sie zumindest von 1721-26 lebte. 1734 tauchte sie wieder in der Gemeinde König Karl /Kungsör auf (Runna Kvarn) mit zwei Töchtern und einem Schwiegersohn.

In ihrem Sterbeeintrag ist dies als ihre damalige Wohnadresse angegeben. Darin ist auch angegeben, daß sie mit dem Ehemann Martin/Mårten Fren 10 Kinder hatte. Wir lesen, die Eheleute hätten 1685 geheiratet“.

Es folgt im Brief aus Stockholm eine Zusammenstellung der Namen der 9 älteren Geschwister mit vielen zusätzlichen Fakten.

Und: „Das vermutlich 10. Kind war Jakob, circa 1706, vermutlich in Torstuna geboren, wo die Eltern damals eingeschrieben waren. Jakob war verheiratet ca. 1728/29 mit Margareta Sigfridsdotter, er war Schlachtergeselle in Stockholm 1730-1743. 1731 wurde er als Soldat für die Ösby Rotte in der Rasbo Kompanie des Regiments Uppland eingestellt. Jakob kam während des Seegefechts bei Korpoström auf einem Galeerenverband am 20. Mai 1743 ums Leben.

Margareta Sigfridsdotter heiratete 1744 in zweiter Ehe in der Hedvig-Eleonora-Kirche den Seemann Jonas Nyberg. Ihre Kinder aus erster Ehe waren:
      Martin, född 3/7/1730 och döpt i Hedvig Eleonora
      Catharina, född ca 1733 (enlig HFL 1754)
      Jacob, född 12/3/1735 och döpt i Hedvig Eleonora

Soweit aus diesem wunderbaren Brief!

Fazit:

Nach vielen Jahren frustrierender und frustraner Suche tat sich mit Hilfe der G-Gruppe – Stockholm ein Lichtblick auf. Meine Freude und Dankbarkeit ist unermesslich. Die Datenlage reicht nach unserer Einschätzung auch zu einer Präsentation, die ich hiermit leiste. Für eine Mitgliedschaft in der G-Gruppe – Stockholm kann ich nur wärmstens werben. Wenn die eigenen Vorfahren zu den Unruhegeistern gehören, die ein neues Leben an anderen Ufern suchten, oder zu den aus verschiedensten Gründen über die Ostsee Vertriebenen gehörten, und man möchte wissen, was aus ihnen wurde, ist man bei der G-Gruppe Stockholm gut aufgehoben. Ich glaube noch immer daran, dass die Taufeintragung der Anna Catharina, die Hochzeitseintragung ihrer Eltern, und das Nachlassverzeichnis der Margareta mit ihrem zweiten Mann Jonas noch gefunden werden.

Somit war es mit Hilfe der G-Gruppe in Stockholm erstmals möglich, die schwedische Herkunft der Anna Catharina Fren nachzuweisen (mit nur geringer Restunsicherheit). Als Unteraspekt möchte ich anfügen, wenn die Brehmers wohl wieder deutscher Herkunft sind, so sind doch Margarethas Vorfahren von Lemland (Åland – Inseln) vermutlich rein schwedisch.

Sterbeeintrag der Christina Brehmer (Bremer, Bremmer, Braemmer, von Bremen) geboren 1661 laut dem oben abgebildeten Eintrag im Sterbebuch. Tochter des Gerdt Brehmer, Hufschlagerschmied in Kungsör. Ihre Mutter hieß auch Christina. Gestorben am 14.4.1740 auf der Reise zwischen Stockholm, wo sie ihre Kinder besuchte, und ihrem Zuhause in Kungsör, wurde sie bei einem Aufenthalt bei ihrem Sohn Martin in Litslena krank und verstarb dort.

Dr. Matthias Waack
Langeskovweg 9
24222 Schwentinental
Schleswig – Holstein, im Oktober 2008


Copyright © 2008 Matthias Waack