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HEYER, eine Salzburger Exulantenfamilie

von Klaus Timm

Keramiker, Kachelofenbauer, ihre genealogischen und baulichen Spuren in Arys, Sybba-Lyck, Ortelsburg und ab 1947, nach der II. Exilierung in Norddeutschland, dargestellt nach Dokumenten, Fotos und Zeitzeugenberichten, angeregt durch Reinhard Donder, Lütjensee.

Bild 1 In den Lycker Briefen 2006 fand ich auf Seite 81 Informationen zu Donders Genealogische Forschungs- und Sammelstelle. Ich rief an, Ergebnis: R. Donder bat mich, einen orts- und familienkundlichen Aufsatz über die Familie Heyer und deren Beziehungen zu Arys-Lyck zu verfassen. Mein bebilderter Aufsatz wie folgt:

Die Urheimat der Familie Heyer liegt in Nordtirol im Dorf Ramseiden bei Saalfelden, dort waren die Heyer seit Jahrhunderten, wahrscheinlich seit der Völkerwanderungszeit, fest etabliert, sie nährten sich von Vieh- und Almwirtschaft. Heyer ist eine mundartliche, österreichische Sprachform, mit der Bedeutung: Heu machen. Die Berufstätigkeit ergab den Familiennamen, der im 14. Jahrhundert sicher schon fest etabliert war.

Dieses alte Geschlecht hat auf seinen Berghöfen mit Blick auf das "Steinerne Meer", eine Alpenkette, mindestens 300 Jahre relativ autark überlebt. Der uralte, denkmalgeschützte Urhof steht wohl bewahrt in Ramseiden und heißt noch immer Heyer-Gut. Wir dürfen annehmen, dass die jetzige Eigentümerfamilie, die seit 1732 auf dem Heyer-Gut sitzt, wahrscheinlich mit den UR-HEYER verwandt ist. Wieso? Die Ur-Heyer und deren Nordtiroler Nachbarn im Land des katholischen Fürst-Bischofs von Salzburg hatten sich nach dem 30-jährigen Krieg der Lehre Luthers zugewandt und wurden deshalb von der katholischen Kirche und der Obrigkeit jahrzehntelang schikaniert. Im Jahre 1732 ließ der Fürst-Bischof von Salzburg seine renitenten, protestantischen Lutheraner, unter Zurücklassung ihrer Kinder, die zwecks "Gehirnwäsche" in Klöstern, bei Mönchen und Nonnen zum Katholizismus zwangsweise umgeschult werden sollten, durch seine Soldaten fast mittellos – im Winter – mit Gewalt aus dem Land jagen, nordwärts in Richtung Schwaben und Franken, Landesteile, die schon weitgehend "evangelisch" waren. Die mit Gewalt Ausgetriebenen wanderten in Elendszügen in Richtung Holland, weil sie dort "freies Ackerland" bei Glaubens-Freunden vermuteten. Das war ein Irrtum, wie die Exukanten traurig feststellten. Sie schickten, in ihrer Not, eine Delegation ihrer Sprecher unter Leitung des Lehrers Hans Heyer nach Potsdam, zum König Friedrich Wilhelm, in Preußen; denn sie hatten gehört, dass des Königs Land, Ostpreußen, durch eine Pest-Epidemie fast menschenleer wurde.

Der Preussen-König empfing freundlich die Abordnung der Salzburger Exulanten und sicherte Schutz und Aufnahme im menschen-entleerten Ostpreußen zu, sowie Aussiedlungsbeihilfen, Saatgetreide, Vieh, Ackergeräte und Steuerfreiheit für die ersten Jahre. Auf diese Zusage hin zogen die Exulanten, zum Teil mit Schiffen von Stettin, zum Teil weiterhin zu Fuß, als Treck bis nach Ostpreußen und nahmen dort, das ihnen reichlich zugewiesene Land, besonders im nördlichen Teil, Litauisch-Ostpreussen genannt, in Besitz. Der Anfang war schwer für die Bergbauern, die weder an das Klima, noch an moorige und sumpfige Böden gewöhnt waren.

Die Heyer-Flüchtlinge landeten zunächst im Gebiet Ragnit-Tilsit, sie konnten dort mit der fremden Erde als Neubauern nicht warm werden. Wir finden sie deshalb schon nach 1800 ansässig in Arys und zwar mit dem Handwerksberuf: Kachelofen-Bau, Fliesen und Töpferei.

Diese Information stammt aus dem Deutsche Zentralstelle für Genealogie in Leipzig. Dort fand ich folgende Kirchenbucheintragungen:

Karl Heyer lebte in Ragnit-Tilsit, Beruf und Ehefrau unbekannt, dessen Sohn, Johann Heyer wird um 1820 in Arys geboren. Dieser Johann Heyer erlernt den Beruf Kachelofenbau und Töpferei. Er heiratet in Arys die Jungfer, Wilhelmine Bonzio, geboren in Arys den 16.6.1829. Nach den Dokumenten in Leipzig zu urteilen, hat Johann Heyer das Handwerk bei einem Meister in Arys erlernt, nähere Angaben fehlen, da die Mikroverfilmungen unscharf sind.

Das Ehepaar Johann und Wilhelmine Heyer in Arys bekam den Sohn, Karl Wilhelm Heyer, geboren am 4.7.1859 in Arys. Der Sohn erlernt beim Vater, Johann Heyer, ebenfalls das Kaminbau-Handwerk, genannt "Töpferei".

Der junge Kamin- und Ofenbauer heiratet Auguste Czemper, geboren am 1.10.1859 in Schimonken, die Eltern Auguste Czempers waren Christoph Czemper und Wilhelmine Konski in Schimonken. Der Kachelofenbaumeister Karl Wilhelm Heyer verlegte Wohnort und Betrieb von Arys nach Sybba bei Lyck, er kaufte am Lycksee ein Baugrundstück mit Seeanschluss, an der Hauptstraße von Sybba. Auf dem Gelände zwischen Straße und schiffbaren Ufer erbaute er ein stattliches Wohnhaus, für seine wachsende Familie, das groß genug war, auch Gesellen und vor allem Lehrlinge aufzunehmen, wie es damals Brauch war. Das Grundstück war groß genug, dort auch Lagerschuppen und Werkstatt zu bauen, für Fliesen, Kacheln und Zubehör, feuerfeste Schamottsteine, das erforderliche Eisenzeug wie gusseiserne Platten, Ofenzüge, feuerfeste Ofentüren, Warmwasserbehälter, Herdplatten, Herdringe und sonstiges Zubehör.

Das Ehepaar Karl Wilhelm und Auguste Heyer machte 5 Söhne groß, es waren Hermann Heyer, geboren 17.1.1890, Richard Heyer, geboren 6.1.1892, Willy Heyer, geboren 11.10.1895, Max Heyer und schließlich Gottfried Ernst Heyer, geboren 16.5.1902. Hermann, der Älteste, wurde auch Ofenbaumeister, er übernahm Haus und Hof und die Firma nach dem Tod des Vaters am 14.3.1928. Die Mutter der 5 Söhne, Auguste, starb 1935. Außer den 5 Söhnen gab es folgende Schwestern: Bertha Heyer, geboren am 17.11.1884, Ida Heyer, geboren am 30.11.1891.

Weitere Angaben ergeben sich aus den mikro-verfilmten Kirchenbüchern, die im Deutsche Zentralstelle für Genealogie in Leipzig lagern, sowie aus dem Stammbaum, den meine Frau Gisela, geborene Heyer und ich 2002 aufstellten.

Bild 2 Die Heyer-Kaminbaufirma war ein blühendes Unternehmen, welches in ganz Ostpreußen Aufträge ausführte, vor allem auch große Projekte für staatliche und kommunale Bauherren, z.B. Krankenhäuser, Behörden, Schulen, Kasernen und ähnliches, natürlich auch für Bauern, Bürger und Betriebe aller Art. Da es damals noch keine Zentralheizungen im modernen Sinn gab, war Ofenbau und speziell Kachelofenbau mit diversen Spezialisierungen ein blühendes Gewerbe, wobei auch ständige Reparaturen und Erhaltungsarbeiten an vorhandenen Anlagen für laufende, gute Beschäftigung sorgten.

Bild 3 Der dritte Sohn, Willy Heyer, wurde Fischereimeister auf einem Gewässer bei Lyck, da der Älteste das Haus, Hof und Firma nach Brauch erhielt, wurden die drei anderen Söhne "abgefunden" und erlernten in Königsberg Kaufmannsberufe, einschließlich meines Schwiegervaters.

Gottfried Ernst Heyer, geboren am 16.5.1902, gestorben am 12.11.1989 in Norderstedt. Gottfried heiratete am 31.10.1925 Olga Abrosimow, geboren am 5.8.1906 in Kamenitza bei Riga. Olga und Gottfried Heyer sind die Eltern meiner Frau Gisela Heyer, geboren am 2.1.1935. Mein Schwiegervater, der zunächst auch Kaufmann in Königsberg erlernte, legte 1932 die Prüfung für die Beamtenlaufbahn ab und wurde stellvertretender Bürgermeister in der ostpreußischen Stadt Ortelsburg, dort wurde auch meine Frau Gisela geboren.

Hinter dem Senior stehend Hermann Heyer, auch Ofenbaumeister. Er übernahm als Ältester der Brüder die Firma sowie Haus und Hof am 14.3.1928, nach dem Tod des Vaters. Die jüngeren Brüder, Richard, Willy, Max und Gottfried, sowie die beiden Schwestern Bertha und Ida Jakubzik erhielten nur eine geringe Abfindung. Die Großmutter, Auguste, überlebte ihren Mann und starb erst 1935.

Das Foto hat wahrscheinlich der jüngste Heyer-Sohn, Gottfried, aufgenommen, dessen Frau Olga ist offenbar die Dame, vordere Reihe rechts, im weißen Sommerkleid. Sie hebt ein kleines Mädchen hoch, auch in weiß, das wird die erstgeborene Tochter, Christa Heyer, sein.

Bild 4 Bild 5






























Die Aufnahme entstand auf dem Hofplatz in Sybba vor dem flachen Anbau des Haupthauses, d.h. zwischen Haupthaus und "Hafen" am See. Nach Berichten von Gottfried Heyer, dem Junior des "Alten", hatte die Kamin- und Ofenbaufirma meistens 5-6 Lehrlinge, die in der Regel beim Meister wohnten und Familienanschluss hatten, dafür dienten sie wie Hauspersonal ganztägig für alle anfallenden Arbeiten. Gesellen und Gehilfen wurden in Konjunkturzeiten bis zu 30 Mann beschäftigt.

Hermann Heyer erhielt sein "Gnadenbrot" bei Bruder Willy Heyer, Fischereimeister in Dahmen, Mecklenburg, auf dem Malchiner See und bei Schwägerin Stine Heyer, geborene Hybschmann aus Alerup in Südschleswig. Hermann Heyer starb am 11.5.1948 in Dahmen und wurde dort auf dem Dorffriedhof bestattet, neben ihm ruht sein Bruder, der "Alte Willy", Fischereimeister, auch der "Junge Willy", Sohn des Alten und ebenfalls Fischereimeister ruht in Dahmen am See, wie es sich für Fischer ziemt.

Das "Heimatmuseum" in Ortelsburg enthält einen historischen, gegliederten, gefliesten Kachelofen aus Neidenburg aus dem Ursprungsjahr 1834.

Quellen- und Literaturverzeichnis:

  1. Deutsche Zentralstelle für Genealogie in Leipzig, Schongauerstraße
  2. Familienarchiv Radszuweit
  3. Salzburger Verein e. V., Bielefeld
  4. Archiv Gisela und Klaus Timm, Hamburg
  5. Zeitzeugen aus Familie und Freundeskreis
  6. Stammtafel aus 2002 von Gisela und Klaus Timm aufgestellt
  7. Buchreihe: "Gisela, meine Frau", Band 1-15, Hamburg 2011


Stand 22. Januar 2012. Copyright © 2012 Klaus Timm.